Kasachstan im Herbst 2025: Wirtschaft, Reformen und Zukunftspläne
Kasachstan 2025: Wirtschaft wächst, Digitalisierung schreitet voran, neue Energie- und Reformprojekte prägen die Zukunft des Landes.
Kasachstan steht im Oktober 2025 an einem bedeutenden Scheideweg seiner jüngeren Geschichte. Das rohstoffreiche Land in Zentralasien befindet sich in einem komplexen Wandel – wirtschaftlich, politisch, technologisch und gesellschaftlich. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, wie die Regierung unter Präsident Kassym-Jomart Tokayev versucht, Reformwillen, wirtschaftliches Wachstum und internationale Positionierung miteinander zu verbinden. Dabei sind die Herausforderungen groß, die Ambitionen jedoch nicht weniger weitreichend.
Die starke Anhebung des Leitzinses durch die kasachische Zentralbank Ein zentrales Thema der letzten Wochen war die überraschend starke Anhebung des Leitzinses durch die kasachische Zentralbank. Mit einem Sprung auf 18 Prozent markiert dieser Schritt den höchsten Stand in der Geschichte des Landes. Ziel dieser Maßnahme ist es, die hohe Inflation zu kontrollieren, das Vertrauen in die nationale Währung zu stärken und makroökonomische Stabilität zu sichern. Gleichzeitig bedeutet dieser Zinsschritt eine erhebliche Belastung für Unternehmen, vor allem für kreditfinanzierte Investitionen im Industriesektor. Dennoch bleibt das Wirtschaftswachstum auf hohem Niveau: Für das Jahr 2025 werden Wachstumsraten von rund 5,5 bis 5,7 Prozent prognostiziert – getragen vor allem durch die hohe Ölproduktion und steigende Exporte.
Tatsächlich setzt Kasachstan im Energiesektor neue Maßstäbe. Die tägliche Rohölproduktion erreichte Anfang des Jahres einen historischen Höchstwert von über zwei Millionen Barrel. Die Regierung plant zudem eine deutliche Steigerung der Ölexporte über die strategisch wichtige Caspian Pipeline. Doch bei aller Euphorie über Produktionsrekorde bleibt das Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Einnahmen und langfristiger Energiepolitik bestehen. Der Wille, sich wirtschaftlich breiter aufzustellen, ist durchaus vorhanden – was sich nicht zuletzt in der Förderung grüner Infrastruktur und dem Ausbau erneuerbarer Energien zeigt.
Parallel zu den wirtschaftlichen Entwicklungen treibt die kasachische Regierung eine ambitionierte Digitalisierungsstrategie voran. Der Staat will digitale Verwaltung, künstliche Intelligenz und Big Data künftig gezielter nutzen – nicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern auch im Kampf gegen Schattenwirtschaft und Korruption. Premierminister Olzhas Bektenov hat die Einführung KI-gestützter Systeme in staatlichen Behörden angekündigt, um unregistrierte wirtschaftliche Aktivitäten besser aufzudecken. Ziel ist es, den Anteil der Schattenwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt mittelfristig auf unter 15 Prozent zu senken. Dieser Schritt ist Teil einer größeren Strategie zur Modernisierung der Verwaltung, Erhöhung der Transparenz und Attraktivitätssteigerung für ausländische Investoren.
Ebenfalls auf der Agenda steht der Aufbau einer neuen Universität für künstliche Intelligenz, die ab dem Jahr 2025 in Betrieb gehen soll. Sie wird nicht nur als Bildungsstätte, sondern auch als Forschungszentrum fungieren und soll Kasachstan als regionalen Innovationshub positionieren. Damit signalisiert das Land seinen Anspruch, in der internationalen Technologielandschaft mitzumischen – zumindest auf regionaler Ebene in Zentralasien.
Auch in der Innenpolitik zeigt sich ein gewisser Wandel. Die Regierung geht weiterhin gegen die Netzwerke des ehemaligen Präsidenten Nursultan Nasarbajew vor, der das Land jahrzehntelang geprägt hat. Zahlreiche Vermögenswerte aus dem Umfeld der alten Elite wurden inzwischen verstaatlicht oder eingefroren. Zwar begrüßen viele Kasachstaner diesen Schritt, doch Kritiker werfen der Regierung selektive Aufklärung und mangelnde Transparenz vor. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, einen echten institutionellen Wandel zu erreichen – also nachhaltige Strukturen der Rechenschaft und Kontrolle zu etablieren.
Gesellschaftlich hat ein besonders tragischer Fall im Frühjahr 2025 für große öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt: Der frühere Minister Kuandyk Bishimbayev wurde wegen der brutalen Tötung seiner Ehefrau zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt. Der Fall entfachte eine landesweite Debatte über häusliche Gewalt und Geschlechtergerechtigkeit. In der Folge wurde das sogenannte „Saltanat-Gesetz“ verabschiedet, das härtere Strafen für Gewalt in der Familie vorsieht und Schutzmaßnahmen für Opfer verbessert. Diese Entwicklung zeigt, dass gesellschaftlicher Druck in Kasachstan Wirkung entfalten kann – auch wenn der Weg zu einer offenen Zivilgesellschaft noch lang ist.
In der Außenpolitik bemüht sich Kasachstan verstärkt um regionale Integration und wirtschaftliche Vernetzung. Die Beziehungen zu Usbekistan wurden in den letzten Monaten intensiviert. Beide Staaten arbeiten enger zusammen, etwa bei der Getreideverarbeitung, beim Ausbau von Verkehrswegen und in der technologischen Kooperation. Darüber hinaus gibt es Überlegungen zur Gründung eines multilateralen Rates zur Koordinierung des eurasischen Verkehrsnetzes, mit dem Ziel, Kasachstan als logistischen Knotenpunkt zwischen Russland, China, Südasien und Europa zu etablieren.
Ein weiteres Zeichen internationaler Ambitionen ist die geplante Einrichtung eines regionalen Nuklearzentrums, das sich mit Fragen des Brennstoffkreislaufs, der Sicherheit und der Zusammenarbeit in der Kerntechnik befassen soll. Zudem wurde im Osten des Landes der Bau eines neuen Kernkraftwerks genehmigt – eine Maßnahme, die nicht nur energiepolitisch, sondern auch geopolitisch von Bedeutung ist.
Neben diesen strategischen Großprojekten setzt Kasachstan auch kulturelle Akzente. In Almaty wurde das neue Museum für zeitgenössische Kunst eröffnet – das größte seiner Art in Zentralasien. Es soll nicht nur kasachischen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform bieten, sondern auch internationale Aufmerksamkeit auf die urbane Entwicklung des Landes lenken. Auch sportlich bleibt Kasachstan aktiv: Neben regionalen Turnieren wurde Astana zur Austragungsstadt der „Games of the Future 2026“ gewählt – einem neuen Format, das physische und digitale Sportarten miteinander verbindet.
All diese Entwicklungen zeigen: Kasachstan strebt eine Position als modernes, technologisch fortschrittliches und wirtschaftlich stabiles Land in der Mitte Eurasiens an. Doch der Weg dorthin ist steinig. Die strukturellen Probleme – von rechtlicher Unsicherheit über Korruption bis hin zu sozialer Ungleichheit – sind noch nicht überwunden. Ob die ambitionierten Reformen Bestand haben, wird sich daran entscheiden, wie konsequent sie umgesetzt und wie breit sie in der Gesellschaft getragen werden.
Fakt ist: Kasachstan verändert sich. Es tut dies schneller, sichtbarer und ambitionierter als viele seiner Nachbarn. Der Herbst 2025 könnte sich dabei als Wendepunkt erweisen – als Phase, in der Weichen gestellt wurden für ein Land, das mehr sein will als nur Rohstofflieferant und Transitkorridor. Es geht um nichts Geringeres als um eine neue Rolle im globalen Gefüge – zwischen Asien, Europa und einer sich wandelnden Weltordnung.
Planen Sie jetzt Ihren Export nach Kasachstan mit unseren Experten. Wir begleiten Sie auf dem effizientesten und sichersten Weg zum Ziel.